Evolution and Cognition - TypologiefragenCopyright: WUV Uni-Verlag Wien, 1997

Typologiefragen

Titel

Glanz, Verfall und Wiederkehr des Typus. Zur wissenschaftsphilosophischen Rezeption biologischer Typuskonzepte von 1800 bis zur Gegenwart. In: Evolution&Cognition Vol. 3, No. 2, 1997, p. 170-181. (in englischer Sprache)

Einführung

In zahlreichen natur- und kulturwissenschaftlichen Disziplinen ist seit Beginn des 19. Jahrhunderts der Typusbegriff eingeführt worden. Mit der Begriffsverwendung verbindet sich das operative Ziel, in einem Sampel ähnlich gestalteter Objekte die (genetisch) verwandten herauszufiltern. Am historischen Beginn des Siegeszuges typologischer Konzeptualisierungen steht der Erfolg der typologischen Methode in der gestaltbiologischen Morphologie de späten 18. Jahrhunderts. Eine wichtige wissenschaftliche Leistung in diesem Zusammenhang ist Goethes Entdeckung des Zwischenkieferknochens beim Menschen.
Die Klärung, was Ähnlichkeit, was Verwandtschaft ist, basiert auf einem differenzierten Set von Operationen, das in keiner anderen Disziplin, die sich des Typuskonzeptes im 19. und 20. Jahrhundert bediente, in vergleichbarer Weise ausgebildet worden ist. Typuskonzepte dienen in der Regel der Heuristik, man könnte sagen, der Vorsortierung von Objekten, besitzen aber keinen Erklärungswert.
Der Beitrag rekonstruiert die methodischen Operationen der vergleichenden Biologie, um der Baugeschichtsforschung in Lübeck, die sich vielfach auf neue Weise um den Typusbegriff bemüht, ein Diskussionsangebot zu machen.