Die Buddenbrooks – ein Jahrhundertroman

Dauerausstellung im Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrum

Anlässlich des 125. Geburtstages von Thomas Mann am 6. Juni 2000 ist im Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrum eine Dauerausstellung über den Roman Buddenbrooks geschaffen worden. Auf einer Fläche von 250 qm wird in die Entstehungsgeschichte, in Lektüren und Weiterdichtungen der 1929 mit dem Nobelpreis gekrönten Dichtung eingeführt. Herzstück und optischer Blickfang der Ausstellung sind zwei Rauminszenierungen, die „Beletage Buddenbrooks“ und „Das ausgestellte Archiv“. Der Wunsch nach einer dauerhaften Präsentation zum Themenkomplex Thomas Mann, Lübeck und Buddenbrooks bestand seit langem.

Für die Ausstellung, die den Versuch unternimmt, Literatur selbst zum Ausstellungsobjekt zu machen durch polyperspektivische Variationen von Zugangsweisen, gab es im musealen Bereich kein Vorbild. Es herrschte das Vorurteil, Literatur könne nicht ausgestellt werden.In der Dauerausstellung zum Roman Buddenbrooks aus dem Jahre 2000 stehen im Zentrum die Lesarten des Textes in den ersten hundert Jahren seiner Existenz. So viele Leser, so viele Romane, für ein Werk der Literatur gibt es keine kanonische Interpretation. Jeder bringt seine Vorurteile, jeder seine Erwartungen mit, jeder legt in die sprachlichen „Leerstellen“ das ein, was sein schöpferischer Kopf ihm als Bild der Welt geschaffen hat. Insbesondere der Beletage, die bei einem Teil des Publikums auf vehemente Kritik stößt, wuchs die didaktische Aufgabe zu, die in der Literaturwissenschaft anhaltende Diskussion um die Frage, ob Buddenbrooks denn überhaupt ein historischer Roman sei, material zu inszenieren und damit zu aktualisieren.

Am 6. Juni 2000 wurde das umgebaute Buddenbrookhaus neu eröffnet, am 23. April 2002 wird dieser Umbau mit dem Preis des Europarates als Museum des Jahres 2002 unter 60 Mitbewerbern gewürdigt als eine Ausstellung, die „intellektuelle Neugier erzeugt“. Erstmals in der Geschichte der Preisvergabe wurde ein Literaturmuseum ausgezeichnet.