Oh Gott, Wandmalerei! Kratz weg
Oh Gott, Wandmalerei! Kratz weg, bevor der Denkmalpfleger kommt! Überlegungen zu Bedeutung, Erhalt und Vermittlung von Ausstattungen in Lübecker Profanbauten aus kulturwissenschaftlicher Perspektive. In: Lübeckische Blätter 6, 162. Jg. 15. März 1997, S. 88-91.
Einführung
1928 wurden die Häuser Sandstraße 24-28 zugunsten eines Neubaues für den Konsumverein abgebrochen. Die Fassade des Hauses Nr. 24 stand unter Denkmalschutz, trotzdem wurde das ganze Gebäude zum Abriß freigegeben, weil, wie es in der Akte der Baupolizei zu lesen steht, der Giebel im oberen Dachbereich ca. einen Meter straßenseitig überhing. Während laufender Abrißarbeiten wurden im Bereich des Seitenflügels von Nr. 24 in Höhe des Erdgeschosses ornamentale und figürliche Ausmalungsreste in zwei Wandnischen entdeckt und dokumentiert.
Der Beitrag beschäftigt sich in seinem Hauptteil mit zwei Aspekten der Wandmalerei in der Sandstraße. Zum einen liefert uns die kuriose Überlieferungsgeschichte der Malerei ein exemplarisches Beispiel dafür, daß selbst spärliche Überlieferungsreste für stadtgeschichtliche Forschungen von Bedeutung sein können. Zum zweiten belegt dieses Beispiel, daß die Frage nach der kulturgeschichtlichen Bedeutung einer Malerei zum Zeitpunkt der Entdeckung eventuell noch nicht, sondern erst Jahrzehnte später abgeschätzt wird. An diese Darlegungen schließen einige generelle Überlegungen zu Freilegungen, Dokumentationen und Restaurierungen von Wandmalereien aus kulturwissenschaftlicher Perspektive an. Ihr Ziel ist es, eine Diskussion über den konservierenden Umgang mit diesem Teil des Lübecker Weltkulturgutes anzuregen.