Schillerzezeption in Der Wagen 2004Bildmotiv: Ingrid M. Schmeck

Das Schillerfest in Lübeck 1859 und seine Folgen

Titel

Das Schillerfest in Lübeck 1859 und seine Folgen. Ein Beitrag zur lokalen Literaturgeschichte. In: Der Wagen. Lübecker Beiträge zu Kultur und Gesellschaft, hrsg. von Alken Bruns, Lübeck: Hanseatisches Verlagskontor, 2004, S. 88-113.

Einführung

Der 10. November 1859, Friedrich Schillers 100. Geburtstag, fiel auf einen Donnerstag. In zahlreichen Betrieben hatte man arbeitsfrei gegeben. Mittags gegen 14.30 Uhr setzte sich, vom Katharineum ausgehend, ein Festzug mit rund 3000 Teilnehmern in Bewegung, zog durch die Königstraße in Richtung Mühlenstraße und von dort über den Klingenberg und die Breite Straße zum Koberg. Der Platz war bereits überfüllt mit Menschen. Den zahlreichen Ordnungskräften gelang es nicht, die vorgesehene Aufstellung der Umzugsteilnehmer, die in zwei Gruppen gegliedert worden waren, links und rechts von der Festbühne an der Nordseite des Platzes zu organisieren. Den Mittelpunkt der Platzdekoration bildete eine mit Girlanden geschmückte Bühne, dahinter erhob sich ein auf schlichten antiken Säulen ruhendes Portal. Auf dem Portal war ein Zitat aus Goethes Epilog zu Schillers Glocke zu lesen:

So feiert ihn, denn was dem Mann das Leben
Nur halb ertheilt, soll ganz die Nachwelt geben.